14. Juli: Wahrheitsgemäßes und Kauderwelsch

Noch einen Tag bis zum Flug: Meine Eurowings-App fordert mich nunmehr gefühlt stündlich auf, an das Einchecken zu denken. Ich habe meinen Sitzplatz vorgebucht, insofern hatte ich es mit der Flugbestätigung bislang nicht so eilig. Aber ich verstehe sehr schnell, warum die App drängelt. Anders als bei Flügen vor Corona, muss ich mich jetzt nämlich zusätzlich durch einen Text arbeiten. Der verlangt mir eine Bestätigung ab, weder Covid-19 zu haben, noch irgendwelchen Kontakt mit Covid-19-Infizierten gehabt zu haben.

So ruft die Eurowings-App zur Selbstdiagnose. (Screenshot)

Auch soll ich dann doch nochmal nachhorchen, ob ich denn nicht Symptome gezeigt hätte. Oder ob ich Menschen kennen könnte, die … und so weiter. Spätestens jetzt, nach dem Studium dieses Textes, bin ich mir beim Häkchen-Setzen nicht mehr so sicher. Denn dieser grüne Haken kann rechtsverbindlich sein. Führen Sie Buch über Ihre Kontakte? Woher bitte soll ich wissen, ob es einen Kontakt mit einem Infizierten gab? Immerhin, die Corona-Warn-App auf meinem Handy zeigt seit Wochen „Grün“. Aber was heißt das schon? Und ja, mein Bundesland Mecklenburg-Vorpommern meldet seit zehn Tagen keinen neuen Infektionsfall. Die Ostsee-Zeitung jubelt bereits, MV sei „Corona-frei“. Um dann allerdings im Artikel zur Schlagzeile etwas weniger laut nachzuschieben: „…rein rechnerisch.“. (Quelle: https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Keine-Corona-Faelle-mehr-in-MV-Wie-das-Land-jetzt-eine-zweite-Welle-verhindern-will OZ PLUS)

Haken dran. Ich will fliegen.

Da hat der automatische Übersetzer ganze Arbeit geleistet.

Ein etwas abstruses (Sprach)-Abenteuer fällt mir dann aber noch mit dem Formular der spanischen Gesundheitsbehörde (spth.gob.es) auf den Bildschirm. Da ich „Deutschland“ als Ursprungsland eingegeben habe, erhalte ich automatisch eine „deutschsprachige“ Version des Anmeldevorgangs, der nun für alle Einreisenden nach Spanien verpflichtend ist. Ich dachte ja, dass es das seit den berühmten Gebrauchsanweisungen aus China eigentlich nicht mehr geben kann. Aber was hier ein offensichtlich schlecht programmierter Übersetzungscomputer leistet, sorgt bei mir zunächst für Heiterkeit: „Bitte hören Sie die Gefühle, die bei Ihnen gehört“, steht da zum Beispiel. Gemeint ist, ob ich Covid-Symptome wie Fieber, Atemnot oder Husten gezeigt habe. Ich höre… nein. Corona ist ernst – das Formular ist ärgerlich.

Ich durchsichtiere mich…

Nachdem ich mich dann noch „durchsichtiert“ habe (ich denke, das ist die richtige Konjugation des Wortes), drucke ich mir den QR-Code aus, den ich am Flughafen bei der Einreise vorzeigen muss. Auf Mallorca soll es deswegen schon zum Chaos gekommen sein, weil viele Reisende weder Formular, noch Code bei sich hatten. Nun, es ist eben die Zeit, sich nochmals zu „durchsichtieren“. Nehmen wir das Wort dankbar in unseren Sprachschatz auf.

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