
Ibiza kann einen nicht enttäuschen. Die Landschaft mit ihrer Hügelkette, die sich mitten durch die Insel zieht, die Buchten, an denen das Meer seit Jahrmillionen an bizarren Felsformen bastelt, das Licht, das über Mittag alles in hartes Weiß zu tauchen scheint, um zum Abend mild und rötlich, liebevoll fast, zu werden. Eintauchen kann man, in die Farben des Meeres in alle Blau- und Grüntöne, klar an den Stränden (toi toi, bisher ohne „Medusas“, die fiesen Mallorca-Quallen), weit hin bis zu einem Horizont, der mir über dem „Stadtstrand“ in Figueretas einen Blick zur kleinen Insel-Schwester, nach Formentera schenkt.

Wie weit der Einfallsreichtum dieser Tage gehen kann und muss, sehe ich bei einem nächtlichen Bummel mit Freunden durch die Gassen von Eivissa. Da, wo Läden offen sind – und hier sind es jeden Abend wieder ein oder zwei Geschäfte mehr – wird alles herausgestellt, was irgendwie verkäuflich sein kann. Masken liegen ganz weit vorn. Designer-Mund-Nasen-Bedeckungen für Party-People in allen Farben, passend zu kompletten Outfits.



Auch die Bar unserer Lieblingswirtin in der „Calle de la Virgen“ öffnet wieder. Brigitte, waschechte Berlinerin mit dem Herzen am richtigen Fleck und ihr Mann betreiben hier seit mehr als 25 Jahren eine kleine Bar mit Aussenbetrieb. Als erster Anlaufpunkt für die Nacht liegt sie quasi ideal. Das Bier kommt aus Deutschland, der „Hierbas“ zur Begrüßung der Stammgäste (ein dickflüssiger heller Kräuterlikör mit viel Zucker) direkt von der Insel. Brigitte war in all den Jahren durch nichts unterzukriegen. Wurden auch manche Auflagen der Insel-Behörden Saison für Saison strenger, erlebte die Insel starke und auch schwache Zuläufe, gerade des Regenbogen-Publikums oder Preise mit zuweilen sprunghafter Entwicklung – Brigitte war da, ist da und – bleibt da? Sie zuckt die Schultern. Durch Corona konnte sie überhaupt erst im Juli auf die Insel. Normalerweise ist ihre Bar ab Anfang/Mitte Mai geöffnet. Die Behörden wollten Nachweise, machten strenge Auflagen, so bei der Anzahl der Plätze, der Hygiene und und und. „Det is schon Hölle – anders, als jemals zuvor.“, sagt Brigitte und sprüht einen der von Gästen frisch verlassenen hohen Bartische mit Desinfektionsmittel ein. Die Aussicht, noch irgendwie eine gute Saison für ihre Gäste leisten zu können, treibt sie an. „Es is ja wie es is. Wir machen das Beste draus…“, sagt sie und trägt das nächste Tablett mit Getränken raus – eine schicke schwarze Maske vor Nase und Mund. Für unser Erinnerungsfoto legt sie das Ding kurz ab. Durchatmen. In der Gasse sind locker 28 Grad. Und ja, es sind weniger Bar-Tische als 2019. Abstand in der engen Gasse zu organisieren- das wird ein täglicher Kampf, sagt Brigitte.