Wer Ibiza im Juli kennt, kennt es voll. Es brummt in den Touristen-Orten, in der schneidenden Hitze im Inselinneren (hier müssen Trilliarden von Grillen / Zikaden leben), an den Stränden und sogar direkt auf dem Meer, vor den Küsten. Ruhe gibt es natürlich auch, verbunden manchmal mit dem Gefühl, sie wäre nur geduldet. So war das mal. An diesem Montag lassen sich die Gäste an meinem Lieblingsstrand leicht zählen. Abstand halten ist hier kein Problem. Manche haben ihre Reviere mit Holzstäben abgesteckt. Vor dem Strand mache ich eine kleine Rundreise zu ein paar Lieblingsplätzen. Auf der Straße nach Cala Llonga, nicht weit von Ibizas Hauptstadt, wird intensiv gebaut. Die bisher einfache Landstraße nach Santa Eulalia wird mit sichtbar hohem Aufwand verbreitert und mit riesigen Kreisverkehren (inkl. Fahnenmasten und Bepflanzungen) ausgestattet. Irgendwo meine ich ein Schild mit EU-Flagge gesehen zu haben. Geld ist also da und Zeit ja nun auch. Trotz hohen Verkehrsaufkommens, das übliche Chaos an solchen Strassenbaustellen bleibt aus.

Santa Eulalia zeigt sich mittags in schönster Weise. Als weiße kleine Stadt mit schönen Stränden. Kaum Autos, kaum offene Geschäfte, wenig Menschen. Am Souvenirladen halte ich, schau mich um und frage die beiden Verkäuferinnen, die sich im leeren Laden miteinander unterhalten: „Ist es nicht sehr ruhig so?“ . „Ach“, sagt sie Frau an der Kasse, „Es ist ruhig. Aber wir erholen uns dabei. In diesem Jahr erholen wir uns einfach mal.“. Wenn man es so sehen kann…

Fast alles im Laden ist im Preis gesenkt. Freunde erzählen mir später, dies gelte wohl nicht für ihr Hotel. Das habe kurz vor deren Reiseantritt noch mitgeteilt, alsbald 20 Prozent auf die Übernachtungs- und Servicepreise drauflegen zu wollen. Wie eine Art Solidaritätszuschlag von den Gästen. Das kennen Ibiza-Freunde: Weniger Gäste bedeuteten hier auch schon früher gern mal steigende Preise. Kopfschütteln am Tisch.
Endlich am Strand treffe ich Manu. Er ist Gatronom aus Valencia und erzählt über die letzten Monate harten Lockdowns, echter Ausgangssperren und „0“-Einkünfte. Das Restaurant müsse gut 15 Tausend Euro pro Monat einnehmen – nur um überhaupt zu laufen. Drei Monate sei geschlossen gewesen. Der Staat gebe nun 47 Tausend Euro an Hilfe – als Kredit, rückzahlbar innerhalb von fünf Jahren. Manu wird also mehr leisten müssen, mehr arbeiten. Wir machen ein Foto am Strand. Wenn er es erlaubt, füge ich es hier noch ein.

Am Abend kommt das Brummen wieder. Eigentlich ist es ein Murmeln. Auf den Plätzen und in den Restaurants klingt es wie im Opernhaus, bevor die Aufführung beginnt. Plötzlich sind sie alle da – die Menschen, Freundeskreise, Familien, Pärchen. Hübsch zurecht gemacht – viele in Weiß. Und sie sind sich nahe, sehr nah. Denn das ist es wohl, was Urlaub ausmacht – wie das Leben – das Miteinander.
